17. Februar 2024

Mehr als 1000 Menschen bei Kundgebung für Demokratie und Vielfalt

“Ich bin noch ganz beseelt”, fasste Ute, eine der Teilnehmerinnen an der Kundgebung für Demokratie und Vielfalt in der Gemeinde Ascheberg, ihre Gefühle in Worte. Gerade hatte Bernd Herrmann mit seiner Gitarre “Imagine” von John Lennon auf der Bühne angestimmt und die Zuhörerschaft fiel gerne mit ein. Ein mehr als 1000-stimmiger Gesangsteppich war der runde Abschluss der Veranstaltung, zu der die Kolpingsfamilie Ascheberg sowie Ascheberg Marketing e.V. eingeladen hatten.

Tonius Weiß von der Kolpingjugend, Initiator der Veranstaltung, führte durch den Morgen mit vielen kurzen und pointierten Reden. Vertreten auf der Bühne waren Thomas Stohldreier, die katholische und evangelische Kirche mit Christine Knuf und Michael Reckmann, die Flüchtlingshilfe mit Jan Szramik, die Kolpingsfamilie Ascheberg mit Katharina Averkamp und Michael König, der Heimatverein Ascheberg mit Hubert Wobbe, die Landjugend mit Lea Offermann und Cornelius Grawe sowie Davaria Davensberg mit Andrea Tegtmeier. Christian Pelster und Bernd Herrmann hatten für kurze Musikeinlagen ihre Gitarren dabei.

“Jetzt Flagge zeigen”

“Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen”. Mit diesem Zitat des spanischen Schriftstellers Jorge Santayana eröffnete Jan Szramik von der Flüchtlingshilfe St. Lambertus seine Rede, in der er an die dunkelste Zeit in der deutschen Geschichte erinnerte und den Bogen ins Jetzt schlug: “Heute, in einer Zeit, in der es uns doch gar nicht so schlecht geht, gibt es wieder Versprechungen und wieder Sündenböcke. Nach und nach trauen sich wieder Gewalttäter aus ihrer Deckung heraus. Wir müssen uns rechtzeitig wehren, sonst dürfen wir bald wieder den Mund nicht aufmachen. Wir müssen jetzt sagen: Stopp, wir müssen jetzt Flagge zeigen.”

Das ist anstrengend, wie Bürgermeister Thomas Stohldreier, der stellvertretend für alle politischen Parteien der Gemeinde Ascheberg den Rednerreigen eröffnet hatte, betonte. “Man muss auch mal unbequeme Meinungen aushalten, Demokratie ist tägliche harte Arbeit”, sagte er, “aber: diese Arbeit lohnt sich zu 100 Prozent! Hass, Hetze, Diskriminierung und Ausgrenzung dürfen niemals Teil unserer Gesellschaft sein. Ohne Wenn und Aber. Unsere Demokratie braucht keine Alternative!”

Wie alternativlos Freiheit und Gleichheit sind, das beschrieb auch Hubert Wobbe vom Heimatverein Ascheberg. Am 9. November 1949 geboren, auf den Tag genau elf Jahre nach der sogenannten “Reichsprogromnacht”, ist der Schrecken der Nazidiktatur in seine DNA geschrieben. Er erzählte von dieser Zeit, von Begegnungen mit den “Fremden”, von Integration und Menschlichkeit.
Das traf ins Herz – nicht nur diejenigen Zuhörerinnen und Zuhörer ähnlichen Jahrgangs wie Wobbe, sondern auch die jüngere Generation.

Laute Stimme der Jugend

Und der gaben Cornelius Grawe und Lea Offermann von der Landjugend eine laute Stimme; genauso Tonius Weiß, Initiator, Leiter und Moderator der Kundgebung für die Kolpingjugend. Sie formulierten Forderungen – oder Bitten: “Lasst den heutigen Tag nicht auf Parolen und Sprüche reduzieren. Geht wählen! Je mehr Menschen ein Kreuz ohne Haken machen, umso weniger Einfluss bekommt die AfD. Nehmt ihnen Räume, auch sprachlich. Schließt Euch zusammen und solidarisiert Euch mit denen, die Ziel des Hasses und der Ausgrenzung werden.”

Und das ließen sich die mehr als 1000 Menschen nicht zweimal sagen: Sie drängelten sich vor dem großen Banner mit dem Motto der Veranstaltung: “Davensberg, Ascheberg, Herbern – für Demokratie und Vielfalt”. Wer wollte, konnte hier mit seiner Unterschrift ein Zeichen setzen. Und nicht ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin verließ den Katharinenplatz, ohne seinen Namen darauf zu hinterlassen.

Dieses starke – und bunte – Zeichen wird nun in der Gemeinde nachwirken: Indem es Teil jeder großen und kleinen Veranstaltung wird. Den Anfang macht direkt am Sonntag der Heimatverein Davensberg – hier wird es beim Herdfeuerabend die nächsten Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern bekommen.

Dank an alle Helferinnen und Helfer

Ein Dank der Organisatoren geht an das örtliche DRK, die Polizei, die ehrenamtlichen Ordnerinnen und Ordner und alle Helferinnen und Helfer. Sie alle ermöglichten die friedliche, bunte und beeindruckende Kundgebung.

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